Unglasierten Keramikböden droht nach dem Geschirrspüler ein unsichtbares Problem: Feuchtigkeit dringt in die Poren ein und schafft ideale Bedingungen für Schimmelbildung im Küchenschrank.
Unter der glänzenden Oberfläche von hochwertigem Keramikgeschirr verbirgt sich ein unerwarteter Schwachpunkt: die unglasierten Böden und Ränder von Tellern und Tassen saugen nach dem Spülgang in der Maschine Wasser auf – oft unbemerkt. Wird dieses Geschirr anschließend gestapelt oder direkt in den Schrank geräumt, entsteht ein ideales Mikroklima für Schimmelbildung und Geruchsprobleme. Die Weltgesundheitsorganisation bestätigt in einer umfassenden Studie, dass Feuchtigkeit der Schlüsselfaktor für das Wachstum von Schimmelpilzen ist – Schimmelsporen sind allgegenwärtig und finden sich in nahezu jeder Umgebung, doch erst wenn sie auf dauerhaft feuchte Flächen treffen, können sie sich vermehren. Dieses Problem betrifft besonders Steingut-Keramik mit offenporiger Oberfläche, wird jedoch selten als ernsthafte Hygienequelle erkannt. Dabei lässt sich der Effekt physikalisch und materialtechnisch klar erklären – und noch besser: dauerhaft verhindern.
Warum Steingut-Keramik nach der Geschirrspülmaschine Feuchtigkeit speichert
Keramik ist nicht gleich Keramik. Während Porzellan nahezu dicht gebrannt und komplett glasiert ist, besitzt Steingutkeramik häufig unglasierte Stellen – insbesondere am Tellerboden oder Fuß. Diese chargenbedingt rauen, matten Flächen wirken harmlos, fungieren aber als Kapillarspeicher: Mikroskopisch feine Poren saugen Wasser durch Oberflächenspannung förmlich ein. Materialexperten erklären, dass Steingut von Natur aus offenporig ist und glasiert werden muss, um wasserdicht zu sein – ein fundamentaler Unterschied zu Porzellan oder Steinzeug, wo der Ton so dicht gebrannt wird, dass kein Wasser mehr eindringen kann.
In der feuchten Umgebung der Geschirrspülmaschine, besonders nach dem Klarspülgang bei heißem Wasser und Dampf, nehmen diese Stellen erhebliche Mengen Feuchtigkeit auf. Ein dokumentierter Erfahrungsbericht aus der Gastronomie zeigt das Problem deutlich: Unser Keramikgeschirr schimmelt nach dem Spülen in der Geschirrspülmaschine. Auf der Unterseite ist bei dem Geschirr ein unglasierter Rand und dort scheint die Feuchtigkeit einzudringen. Stapelt man nun die Teller im Schrank, entsteht zwischen den einzelnen Geschirrstücken Schimmel. Das Problem trat früher ohne Geschirrspüler nicht auf – die moderne Spültechnik verstärkt die Wasseraufnahme durch die intensive, feuchte Umgebung.
Schimmelbildung bei gestapeltem Geschirr – Der schleichende Prozess
Wird das Geschirr nach dem Spülen zu früh aufeinandergestellt – etwa Teller über Teller, Tassen ineinandergeschoben – verhindert die fehlende Luftzirkulation die vollständige Trocknung. Mikroorganismen, insbesondere Schimmelpilze, finden so leicht Nahrung auf kleinen Speiseresten und ideale Bedingungen zur Vermehrung. Das Umweltbundesamt erklärt, dass Schimmelpilzwachstum hauptsächlich durch drei Faktoren bestimmt wird: Feuchtigkeit, Nährstoffangebot und Temperatur – alle drei Komponenten treffen bei gestapeltem, feuchtem Geschirr zusammen.
Ein einmal leicht feucht eingelagertes Geschirr stellt über Wochen eine konstante Quelle für Kondenswasserbildung in Schränken dar. Die eingeschlossene Wasserladung aus dem Spülgang wird langsam über Ausdünstung an die Umgebungsluft abgegeben – bei unregelmäßiger Benutzung und hinter geschlossenen Schranktüren ein Dauerprozess. Dabei bleibt die Keramik selbst oft kalt, sodass Kondensfeuchtigkeit an Schrankwänden entstehen kann. Das Umweltbundesamt empfiehlt, die relative Luftfeuchtigkeit auf Dauer zwischen 65 und 70 Prozent in der Raumluft und unmittelbar entlang von Wandoberflächen unter 80 Prozent zu halten, um die Gefahr von Schimmelpilzwachstum zu verringern – Werte, die in schlecht belüfteten Schränken mit feuchtem Geschirr schnell überschritten werden.
Besonders anfällige Keramikarten erkennen
Nicht jedes Keramikteil weist dieselbe Saugkraft auf. Hersteller bestätigen deutliche Unterschiede in der Materialzusammensetzung und Verarbeitung. Besonders betroffen sind Steingut-Geschirr mit unglasierten Unterseiten, handbemalte Teller und Schüsseln mit nicht vollständig versiegelter Lasur, massiv gestapelte Frühstücks- und Kuchenteller sowie Teetassen, die ineinandergeschoben werden. Zusätzlich leiden Holzböden in Schränken unter der ausdünstenden Feuchte und zeigen an Kontaktpunkten mit nassen Tellerrändern nach Monaten feine Verfärbungen oder Pilzbesatz.
Die Saugfähigkeit lässt sich bei Zweifel selbst testen – legen Sie einen trockenen Tellerboden auf eine Glasplatte mit einem Teelöffel Wasser. Beginnt sich der Rand rasch dunkel zu verfärben, saugt das Material deutlich. Solche Teile sollten nie direkt aufeinander gestapelt werden, ohne entsprechende Schutzmaßnahmen anzuwenden.
Effektive Methoden gegen Feuchtigkeit im Keramikgeschirr
Die Lösung besteht in einer Kombination aus materialgerechtem Umgang und intelligenter Lagertechnik. Entscheidend sind drei funktionale Ziele: die Restfeuchte erkennen, die Trocknung aktiv unterstützen und eine Lagerung mit Luftzirkulation ermöglichen. Diese Ansätze basieren sowohl auf wissenschaftlichen Erkenntnissen als auch auf bewährten Praxislösungen aus der professionellen Küchentechnik.
Moderne Geschirrspüler bieten am Ende des Programms meist kein aktives Trocknen per Heißluft an. Auch wenn der Innenraum heiß erscheint, ist der größte Teil der Restfeuchte nicht vollständig abgeführt. Öffnen Sie nach Programmende die Tür etwa 20 cm und lassen Sie das Geschirr mindestens 30 bis 60 Minuten nachlüften. Erst danach kann es eingeräumt oder gestapelt werden – das reduziert die in die Poren eingeschlossene Feuchtigkeit erheblich.
- Nachtrocknen in der geöffneten Spülmaschine: 30-60 Minuten bei geöffneter Tür vor dem Einräumen
- Servietten zwischen gestapeltes Geschirr: Papierservietten sorgen für Luftzirkulation und absorbieren Restfeuchte
- Senkrechte Lagerung im Holzregal: Teller stehen kontaktfrei in Abtropfgestellen mit natürlicher Belüftung
- Regelmäßige Schrankbelüftung: Einmal wöchentlich Türen öffnen für Luftaustausch
Senkrechte Tellerlagerung als dauerhafte Lösung
Ein hölzernes Teller-Abtropfgestell mit senkrechten Rundhölzern – ursprünglich für frisch gespültes Geschirr gedacht – erfüllt auch als dauerhaftes Lagerregal in einem Küchenschrank seine Funktion hervorragend. Diese Lösung wird von Keramikexperten als eine der wirksamsten Methoden zur Schimmelvermeidung empfohlen. Die Teller stehen dabei senkrecht und völlig kontaktfrei voneinander getrennt. Luft kann durchströmen, aufsteigende Feuchtigkeit kondensiert nicht an benachbarten Geschirrteilen und Schimmelbildung wird effektiv verhindert.
Die Funktionsweise beruht auf dem Prinzip der natürlichen Konvektion: Warme, feuchte Luft steigt nach oben und kann ungehindert abströmen, während kühlere, trockenere Luft von unten nachströmt. Dieser kontinuierliche Luftaustausch ist bei gestapeltem Geschirr unmöglich. Das Material Holz hat zusätzlich eine wichtige Eigenschaft: Es puffert überschüssige Feuchtigkeit, ohne selbst zum Nährboden zu werden – wenn es unbehandelt oder mit offenporigem Öl geschützt ist.
Gesundheitsrisiken durch feuchtes Keramikgeschirr
Eine umfassende Fraunhofer-Studie, die 170 wissenschaftliche Erhebungen auswertete, zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Atemwegsinfektionen und feuchten, schimmeligen Innenräumen. Die Gesundheitsrisiken sind also keineswegs zu unterschätzen, auch wenn sie sich zunächst nur in der Küche manifestieren. Selbst bei 60–70 °C im Spülprogramm dringen nicht nur Wasser, sondern auch Spülmittelreste und Mikroorganismen in die Poren ein. Bei ausreichender Trockenzeit werden diese abgetötet – bei Versiegelung durch gestapeltes Geschirr ohne Luftkontakt bleibt diese Reinigungswirkung jedoch aus.
Das Netzwerk Schimmelpilzberatung weist darauf hin, dass Menschen dadurch einem erhöhten gesundheitlichen Risiko durch Feuchte- und Schimmelschäden im Innenraum ausgesetzt sind – ein Problem, das weit über die Küche hinausreichen kann. Der typische modrige Geruch in Schränken oder leicht dunkle Flecken am Tellerrand sind Spätfolgen dieses kontinuierlichen Feuchtigkeitsstaus.
Längere Haltbarkeit durch richtige Keramikpflege
Wer auf vollständiges Trocknen und durchlüftete Lagerung achtet, verlängert die Lebensdauer seiner Keramik deutlich. Kratzer an der Glasur, matte Stellen durch Schimmelreinigung und Haarrisse durch Feuchteexpansion lassen sich durch den hier beschriebenen Umgang weitgehend vermeiden. Feuchte-Trocken-Zyklen belasten das Material durch thermische Spannungen. Keramik, die kontinuierlich leicht feucht bleibt, entwickelt über Jahre mikroskopische Risse, die sich zu sichtbaren Schäden ausweiten können.
Die empfohlenen Lagerungsmethoden reduzieren diese Belastungen erheblich und erhalten die ursprüngliche Qualität des Geschirrs über Jahrzehnte. Darüber hinaus bleiben die hygienischen Eigenschaften der Glasur erhalten. Schimmelbefallene Keramik muss oft mit aggressiven Reinigungsmitteln behandelt werden, die die Oberfläche angreifen und rau machen – ein Teufelskreis, der weitere Verschmutzung begünstigt. Ein einfacher Perspektivwechsel im Umgang mit Keramikgeschirr – Trockenzeit einplanen, Servietten nutzen, senkrecht lagern – verändert die Gesundheit und Langlebigkeit Ihrer Küchenkeramik spürbar.
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